Nur ein weiterer Naturschutzverein?

Irgendwann kommt fast immer die Frage: Ist ein Landschaftspflegeverband nicht nur ein weiterer Naturschutzverein?

Nein.

Das Einzigartige daran

Etwas sehr Wichtiges unterscheidet ihn von allen Verbänden, Institutionen und Vereinen aus dem Bereich grundlegend. Ist bei den Anderen meist nur eine Interessengruppe vertreten, sitzen hier Mitglieder der Kommunalpolitik, der Landwirtschaft und des Naturschutzes gleichberechtigt im Vorstand.

Mehr Gemeinsamkeiten als vermutet

Sicher werden bei Themen unterschiedliche Meinungen aufkommen, da sich die Ausrichtungen unterscheiden. Es gibt jedoch bedeutend mehr gemeinsame Interessen der drei Gruppen, wie auf den ersten Blick zu vermuten ist. Durch die Zusammenarbeit bei jedem Projekt von Anfang an, kommt es zu Lösungen, die am Schluss von allen getragen werden. Viel zeitintensive Nacharbeit wird dadurch vermieden. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal.  

Dienstleister für die Kommunen

Ein Landschaftspflegeverband ist Dienstleister für die Mitglieds-Kommunen. Er informiert, schult und unterstützt – bei den eigentlichen Maßnahmen und beim Generieren von Fördermitteln für diese Projekte. Er hat viele unterschiedliche Aufgaben, die alle ein Ziel haben: die noch vorhandene vielfältige und artenreiche Kulturlandschaft zu erhalten und die verloren gegangene zurück zu gewinnen.

Nutzen schon vor Jahrzehnten erkannt

Bereits Mitte der 80er Jahre wurden in anderen Regionen Deutschlands die ersten Landschaftspflegeverbände gegründet – vor fast 40 Jahren. Daran ist zu sehen, dass das Thema keine neue Modeerscheinung ist. Schon damals wurde erkannt, dass Vieles einfacher ist, wenn es von einer zentralen und fachkundigen Stelle gesteuert und umgesetzt wird.

Bereits in der 1. Biodiversitätskonferenz in Mörlenbach wünschten sich die über 170 Teilnehmer aus Landwirtschaft, Naturschutz, Jagd und Kommunen, dass ein Landschaftspflegeverband im Kreis Bergstraße gegründet wird. Seitdem arbeitete eine eigens dafür gebildete AG intensiv an der Verwirklichung.

Überzeugen und aufklären

Jetzt kam die erste schwierige Aufgabe: die politischen Gremien zu überzeugen, sich diesem neuen Verband anzuschließen. Ihnen zu zeigen, dass der Nutzen, den eine Kommune durch eine Mitgliedschaft hat, deutlich größer ist als die Kosten, die jährlich dafür im Haushalt eingestellt werden müssen.

Die engagierten Naturschützer Gerhard Eppler, Volker Knaup, Ralph Kadel, Florian Schumacher und Martin Schaarschmidt nahmen diese Aufgabe in Angriff. Sitzung um Sitzung stellten sie die Idee des Landschaftspflegeverbands vor, erklärten, räumten Vorurteile aus und zeigten Praxisbeispiele. Dabei besuchten Sie fast alle Kommunen im Kreis.

In einigen Kommunen war keine zusätzliche Aufklärungsarbeit nötig, sie waren bereits vom großen Nutzen überzeugt. Manche auch dadurch, dass versierte Ehrenamtliche in den eigenen Reihen sitzen. Andere lehnen die Mitgliedschaft als überflüssig ab, schließlich „unterstütze man schon genug andere Naturschutzvereine“ oder unterhalte eigene Maßnahmen. Hier kam das besondere Alleinstellungsmerkmal von diesem Zusammenschluss nicht an.

Nach zwei Jahren Werbetour die Gründung

Bei der Gründungsversammlung am 16. Februar 2022 unterzeichneten 12 Kommunen die Satzung des „Landschaftspflegeverbands Kreis Bergstraße“. Dies waren Abtsteinach, Bensheim, Biblis, Einhausen, Gorxheimertal, Grasellenbach, Groß-Rohrheim, Hirschhorn, Lampertheim, Lorsch, Lautertal und Mörlenbach. Sie haben die große Chance erkannt. Weitere Beitritte wurden von einigen Orten signalisiert. Insgesamt 38 stimmberechtigte Mitglieder wählten den Vorstand. In der ersten Vorstandssitzung Anfang April wurde Angelika Beckenbach, Bürgermeisterin von Abtsteinach, zur Vorsitzenden gewählt, Florian Schumacher zu ihrem ersten Stellvertreter. Im Beirat sitzt vom unermüdlichen Vorbereitungsteam Volker Knaup zusammen mit zahlreichen anderen ehrenamtlichen und beruflichen Fachleuten.

Endlich kann es losgehen

Eine lange Liste geplanter Projekte gibt es bereits, ebenso finanzielle Mittel für den Start der Umsetzung. Als Anschubfinanzierung für alle hessischen Landschaftspflegeverbände stellt die hessische Landesregierung einen Förderbescheid in Höhe von 200.000 EUR aus. Dazu kommen eine einmalige finanzielle Unterstützung vom Kreis und die Mitgliedsbeiträge.

Das alles ist eine gute Grundlage um allen Skeptikern zu zeigen, dass dieser Zusammenschluss weitaus mehr ist, als „nur noch so ein weiterer Naturschutzverein“.