Bau von Fledermauskästen als beruhigende Maßnahme

Bewerbung, Vorstellungsgespräch, Probearbeiten und Vertrag – was klingt wie der übliche Ablauf auf dem Arbeitsmarkt, ist hier bezogen auf die Kinder und Jugendlichen, die sich in der Schülerfirma MIDENA an der Schule am Michaelsberg in Sinsheim engagieren wollen. Der Firmenname leitet sich von „Mit der Natur“ ab. Die Schule ist ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit Förderschwerpunkt soziale und emotionaler Entwicklung (ESENT).

Der Landschaftspflegeverband Kreis Bergstraße e.V. hat bei der Schülerfirma 50 Fledermauskästen in Auftrag gegeben. Zusammen mit den 30 Kästen, die von der Lerngruppe der „Werkstatt für Behinderte Menschen (WfBM)“ in der Bensheimer Metzendorf Schule gefertigt wurden, werden diese überall im Kreis Bergstraße an Hochsitzen als Ersatzquartiere für die teilweise stark bedrohten Fledermäuse aufgehängt. Die Idee dazu kam vom Jagdklub St. Hubertus. Dort wird auch die Position aller gefertigten Kästen erfasst und die Jagdpächter in ein Monitoring eingebunden. Finanziell unterstützt wird das Kooperationsprojekt von der Concordia Stiftung.

Die Schülerfirma wurde 2021 vom Lehrer Stefan Würth und seiner damaligen Klasse gegründet. Die jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bekommen die benötigten Werkzeuge und Arbeitskleidung gestellt und werkeln drei Stunden wöchentlich in ihrer Firma. Dabei stellen sie u.a. hochwertige Nisthilfen für Steinkäuze, Schleiereulen oder Wiedehopfe, aber auch Quartiere für Igel oder Fledermäuse her. Insektenhotels in verschiedenen Ausführungen gehören ebenfalls zum Produktkatalog. Unter den Kunden befinden sich NABU, BUND, Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar und der Rhein-Neckar-Kreis – und jetzt auch der Landschaftspflegeverband Kreis Bergstraße. Als Material werden hauptsächlich ausgemusterte Einwegpaletten und Altholz verwendet, die von Firmen gespendet werden. Die Materialien werden aufbereitet und nachhaltig zu den Nisthilfen zusammengesetzt. Fünf Plätze für die Klassen 5 bis 8 sind pro Halbjahr zu vergeben, für die es im aktuellen Schuljahr 30 Bewerbungen gab.

„Schüler, die im Klassensaal große Probleme haben, ruhig zu sitzen, zuzuhören und sich zu konzentrieren, sind in der Werkstatt wie ausgewechselt“ beschreibt Lehrer Würth seine positiven Erfahrungen mit dem Projekt. „Die Verwandlung ist manchmal unglaublich. Sie arbeiten bei der Produktion hochkonzentriert, genau und zuverlässig.“

Bei der Übergabe der Bestellung an Stefanie Seitz vom Landschaftspflegeverband und Knut Sauerbier vom Jagdklub waren die beiden jungen Arbeiter Sam und Jens anwesend, beide 11 Jahre alt. Sie finden es sehr schade, dass sie ihren Arbeitsplatz zum Ende des Schuljahrs räumen müssen, damit andere die Chance bekommen, sich in der Werkstatt zu beweisen.  Stefanie Seitz und Knut Sauerbier sind jedenfalls sehr zufrieden mit ihren gebauten Fledermauskästen, und hoffen, dass die neuen Bewohner diese Meinung teilen und bald einziehen. Ein neuer Auftrag für Steinkauzröhren wurde MIDENA schon in Aussicht gestellt. Hier gibt es bereits eine Zusammenarbeit mit lokalen Naturschutzgruppen.