Lokales Saatgut mit dem „Wiesefix“ einfach selber ernten

Artenreiche Wiesen sind von sehr großer Bedeutung für die Biodiversität, auch im Gebiet des Landschaftspflegeverbands Kreis-Bergstraße e.V. Aufgrund von unterschiedlichen Ursachen werden diese jedoch immer seltener – mit all den negativen Folgen für die Natur und das Landschaftsbild.

 

Wiese ist nicht gleich Wiese.

Um die gewünschte Artenvielfalt zu erreichen, kann es sinnvoll sein, bestehende Wiesen mit Samen von heimischen Wiesenpflanzen aufzuwerten. Dazu darf jedoch nicht jedes beliebige Saatgut verwendet werden. Aus diesem Grund hat sich der Landschaftspflegeverband Kreis Bergstraße e.V. einen Wiesensamensammler angeschafft, um zukünftig Samen von artenreichen Wiesen direkt vor der Haustüre selbst ernten zu können. Dieser sogenannte „Wiesefix“ eines deutschen Herstellers wurde über das Regionalbudget 2023 der Interessengemeinschaft Odenwald e.V. (IGO) zu 80 % gefördert.

Viele angebotene Blühmischungen enthalten unzureichende oder unausgewogene Zusammensetzungen oder sind nicht heimisch. Zwar gibt es zertifiziertes Regiosaatgut für jede der 22 für Deutschland festgelegten Ursprungsgebiete. Durch die hohe Qualität und den Aufwand bei der Gewinnung ist dieses jedoch verhältnismäßig teuer und teilweise knapp. Wie regional eine Mischung ist, deren definiertes Gebiet von Kassel bis ins Neckartal reicht, ist ebenfalls zu überlegen.

Handliche Alternative zur Wiesendrusch-Ernte

Vielerorts wird daher Wiesendrusch gewonnen. Mit dem Mähdrescher werden dabei hochwertige Samen-Spenderflächen gemäht, gedroschen, das Saatgut getrocknet und an anderer Stelle wieder ausgebracht, um eine neue wertvolle Fläche anzulegen. Nach dem ähnlichen Prinzip, nur in deutlich kleinerem Umfang, funktioniert der Wiesensamensammler. Dieses elektrisch angetriebene Gerät wird von Hand über eine Spenderfläche geführt. Dabei wird mit rotierender Bürste Saatgut auf schonende Art geerntet. Die Wiesensamen können auf diese Weise mehrfach im Jahr zu unterschiedlichen Zeiten auf ein und derselben Fläche geerntet und die Wiese am Ende sogar noch zur Futtergewinnung gemäht werden.

Samen von wertvollen Flächen übertragen

Es existieren bereits erste Interessensbekundungen von Kommunen, Naturschutzverbänden, Jagdpächtern, Landwirten oder anderen Vereinen, die den Wiesensamensammler ausleihen möchten, um ihren Beitrag zur Anlage wertvoller Flächen zu leisten. Es gibt im Odenwald zum Beispiel Flächen, von denen der Samen des Großen Wiesenknopfes geerntet werden kann, um mit den geernteten Samen weitere Lebensräume für die gefährdeten Wiesenknopf-Ameisenbläulinge zu schaffen. Eine Zusammenarbeit mit dem angrenzenden Landschaftspflegeverband Odenwaldkreis ist angedacht.

Verleihkonzept – Interesse und Ideen sind vorhanden

Ein Einsatz- und Verleihkonzept wird über den Winter erarbeitet, das Anlegen eines Spendenflächenkatasters ist ebenfalls in Planung. Perspektivisch könnte die Ernte und Trocknung des Saatguts in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern wie örtlichen Landwirten oder einer sozialen Einrichtung erfolgen. Gewonnenes Saatgut kann zur Sensibilisierung der Bevölkerung in kleinen Mengen verschenkt oder im Rahmen von Umweltbildungsprojekten mit Schulen und Kindergärten ausgesät werden. Ideen gibt es viele.