Im Arbeitsalltag von Bauhofmitarbeitenden scheitert oft der Wunsch, Pflegemaßnahmen naturgemäß und professionell durchzuführen an den Faktoren Zeit und Effizienz und selten am Willen.
Genau da möchten wir mit unserer Fortbildung „Fachpfleger/in des öffentlichen Grüns“, die wir in Kooperation mit dem Landesverband Hessen für Obstbau, Garten und Landschaftspflege e.V. (LOGL) durchführen, ansetzen: Wie kann die für die Natur richtige Pflege effektiv in die Abläufe eingebunden werden? Es gibt drei Module, die jeweils einen Tag dauern und aus Theorie und Praxis bestehen.
Mit unseren drei Mitgliedskommunen Bürstadt, Lampertheim und Viernheim starteten wir im März unser Pilotprojekt, das für die Teilnehmenden kostenlos ist.
Modul I – Naturgemäße und effektive Pflege von Landschaftsobstbäumen in Bürstadt
Ableiten statt Abschneiden? Wuchs- und Blattmassegesetze? Erziehen, fördern und beruhigen?
All diese Worte waren Bestandteil des Theorieteils am Vormittag im Sitzungssaal im Rathaus. Gestärkt vom gemeinsamen Imbiss ging es zur Praxis. Auf dem Gelände des NABU legten alle 13 Teilnehmenden beherzt die Hand an die Scheren, die Schneidgiraffen und die Sägen, um das Gehörte umzusetzen. Die Kenntnisse in diesem Bereich waren zu Beginn sehr unterschiedlich, aber alle konnten neues Wissen mit nach Hause nehmen und in dem verteilten Praxisheft nochmal nachschlagen.
Wir bieten allen drei Kommunen an, im nächsten Jahr an einem Vormittag das Gelernte beim gemeinsamen Schnitt auf eigener Fläche aufzufrischen.
Modul II – Naturgemäße und effektive Pflege von Sträuchern, Hecken und Feldgehölzen in Lampertheim
Ein Teil der Bauhoftätigkeit ist die Pflege von Hecken und Sträuchern. Diese wird oft aus Zeit- und Effizienzgründen nicht wirklich „naturgemäß“ durchgeführt. Beim zweiten Modul gab es im Theorieteil im Stadthaus Lampertheim viele Infos zum Thema unterschiedlicher Aufbau und Pflege von Zierhecken, aber auch Feldgehölzen. Für einige Zuhörenden waren große Teile nichts Neues, es wurden eifrig Tipps untereinander verteilt, aber auch gezielt nach Einzelheiten nachgefragt.
Aufgrund der Brut- und Setzzeit wurden die richtigen Pflegemaßnahmen von Feldgehölzen nur theoretisch vor einer sehr monströsen „Heckenmauer“ vermittelt. Hier war gut zu erklären, wie es eigentlich nicht sein soll und was bei einem zukünftigen Schnitt verbessert werden kann.
Damit auch an diesem Tag die Praxis nicht zu kurz kam, ging es anschließend auf eine Obstbaumwiese, wo das Gelernte der letzten Woche noch einmal gemeinsam umgesetzt wurde.
Im Juni geht es für Modul III – Naturgemäße und effektive Pflege und Mahd von Grünflächen nach Viernheim.
Schon jetzt können wir aus den Rückmeldungen der Teilnehmenden und eigenen Eindrücken sagen, dass das Konzept gut ankommt. Ein weiterer Effekt ist, dass beim gemeinsamen Arbeiten mit den Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bauhöfen auch Tipps ausgetauscht und gegenseitig unterstützt wird – quasi gelebte „Interkommunale Zusammenarbeit“.
Nach Abschluss der Reihe werden wir das Konzept etwas modifizieren und weiteren unserer Mitgliedskommunen anbieten.